Schmerz, Affekt und Bindung

Autor/innen

  • Carl E. Scheidt
  • Elisabeth Waller

Abstract

Ausgehend von der von Hoffmann und Egle vorgeschlagenen Beschreibung unterschiedlicher psychodynamischer Erklärungsprinzipien psychogener Schmerzen werden Störungen der Affektregulation untersucht, die der Entstehung somatoformer Schmerzen zugrunde liegen. Eine Form der Affektregulationsstörung, die durch eine besonders geringe Zugänglichkeit zum emotionalen Erleben charakterisiert ist, wird in der psychoanalytischen Literatur durch den Alexithymiebegriff beschrieben. Empirische Befunde zeigen, dass Alexithymie in Zusammenhang mit einer unsicheren, insbesondere einer unsicher vermeidenden Bindungsrepräsentation auftritt. Die jeweils spezifische bei Schmerzpatienten beobachtete Störung der Affektwahrnehmung kann auf unterschiedlichen Ebenen der ich-strukturellen Entwicklung angesiedelt sein. Für die Therapie ist wichtig, dass abgespaltene und nicht-integrierte Affekte in der Gegenübertragung Gefühle von Hilflosigkeit und Wut auslösen. Die Verknüpfung dieser Affekte mit den zugehörigen Beziehungserfahrungen innerhalb und außerhalb der therapeutischen Beziehung ist das zentrale Thema der psychoanalytischen Therapie bei dieser Patientengruppe.

Schlüsselwörter:
Bindung; Somatoforme Schmerzen; Affektregulationsstörung; Psychoanalytische Psychotherapie; Alexithymie

Autor/innen-Biografien

Carl E. Scheidt

Carl Eduard Scheidt, Prof. Dr. med., MA, geb. 1954, ltd. Oberarzt Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg, ärztlicher Leiter der Thure-von-Uexküll-Klinik Freiburg. Studium der Medizin und Philosophie, Forschungsaufenthalt am Maudsley Krankenhaus, London, Arzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychoanalytiker (DPV), Forschungsschwerpunkte somatoforme Störungen, klinische Bindungsforschung, Psychotherapieforschung

Korrespondenz: Prof. Dr. Carl E. Scheidt, Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinik Freiburg, Hauptstraße 8, 79104 Freiburg, Deutschland

Elisabeth Waller

Elisabeth Waller, Dr. phil., geb. 1967, Studium der Psychologie in Freiburg, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie an der Universität Regensburg (Prof. Dr. K. Grossmann). Seit 1997 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg, Psychologische Psychotherapeutin mit tiefenpsychologischem und psychoanalytischem Schwerpunkt. Forschungsschwerpunkte Bindungsforschung, somatoforme Störungen

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Veröffentlicht

01.10.2005

Zitationsvorschlag

Scheidt, C. E., & Waller, E. (2005). Schmerz, Affekt und Bindung. Psychotherapie-Wissenschaft, (4), 154–163. Abgerufen von https://psychotherapie-wissenschaft.info/article/view/350